Nicht erst seit Beginn des Jahres prägten schreckliche Meldungen aus der Ukraine das hiesige Nachrichtenbild, umso erstaunter war ich, als es hieß: „Wir veranstalten einen Vorentscheid!“. Vidbir, wie der ukrainische Vorentscheid heißt, fand dann auch wie angekündigt, im Kriegsgebiet statt. Der genaue Austragungsort blieb geheim, um mögliche Angriffe zu verhindern. Dennoch muss die Angst und Anspannung im Team immens gewesen sein. Nicht auszumalen was passiert wäre, wenn Europa live bei einem kriegerischen Angriff Putins während einer Unterhaltungsshow zugesehen hätte. Doch zum Glück ging alles gut und die Ukraine konnte selbst in diesen so schrecklichen Zeiten eine tolle Show bieten, mit gewohnt großartigen Künstlern (d, m, w) und spannenden Songs. Warum dann Tvorchi gewann, erschließt sich mir nicht ganz, aber ähnlich wie die ESC-Bubble auf Twitter verkündete: Joa, ist Ok!
OK führt nicht zum Sieg
Ich lehne mich bei erst zwei feststehenden Songs weit aus dem Fenster, aber „OK“ reicht nicht aus, um den Titel in Liverpool verteidigen zu können. Auch wenn viele Stimmen behaupteten, Kalush Orchestra habe nur aufgrund des Krieges gewonnen, bleibt „Stefania“ ein Beitrag, der durch Genre-Mix, guten Stimmen, einer gelungenen Inszenierung und sympathischen Künstlern auch ohne der politischen Lage locker in der Top10 gelandet wäre. All das kann ich leider über den diesjährigen Beitrag aus der Ukraine nicht sagen. Ok, sympathisch und talentiert sind die beiden, aber das wars dann leider auch schon. Ich möchte nicht sagen, dass „Heart of Steel“ schlecht ist, das ist der Song keinesfalls! Er ist eine solide Nummer. Gut produziert, coole Beats, stimmlich rund und deutlich stärker inszeniert, als ich es beim diesjährigen Vorentscheid jemals erwartet hätte. Tvorchi und „Heart of Steel“ haben definitiv Potential, um in Liverpool auf der großen Bühne mit Effekten und Show punkten zu können. Dennoch bleibts dabei: Die Ukraine hatte lange nicht mehr einen so langweiligen Siegersong und dass trotz eines so vielfältigen Vorentscheids. Lied plätschert vor sich hin, lässt mich leicht mitwippen und es mich nach dem letzten Ton sofort vergessen. Kein gutes Zeichen für den ESC.
Aber ob der Gewinner-Act dann auch zum ESC fahren wird, muss sich noch zeigen, schließlich gelang das letztmalig 2018 einem Vidbir Gewinner (d, m, w).