Eurosong – Sound from Hell

Gestern lief mit dem Eurosong-Special der „The Late Late Show“ der Irische Vorentscheid zum Eurovision Song Contest.

Wie in jedem Jahr hatte die Show einige Höhen und viele, viele Tiefen!

Eine nennenswerte Höhe war das abwechslungsreiche Line-UP. Popsongs, Boyband-Sound, Sprechgesang und extravagante zum Teil düstere Banger, bei gerade einmal sechs Beiträgen.

Und obwohl sich der Sound auch in diesem Jahr wieder richtig viel Mühe gegeben hat, alle Acts schlecht dastehen zu lassen, war die Show doch sehr unterhaltsam. Und das nicht zuletzt wegen der launigen Moderation und der Jury, deren Mitglieder offen und ehrlich sagten, was sie über die Beiträge denken. Solche Wertungen wünsche ich mir auch in Deutschland! Während hierzulande alles bis über den grünen Klee gelobt wird, erklärte die Jury, dass mancher Song die persönliche Pinkelpause werden würde, wenn dieser gewinne. Kann man Abneigung deutlicher zum Ausdruck bringen?

Abwechslung trotz geringer Auswahl

Musikalisch war der Boybandgesang mein Tiefpunkt der Show, was aber durchaus auch am bereits erwähnten unterirdischen Sound liegen könnte. Doch auch in der Studioversion holte mich Next in Line nicht ab.

Alisha wäre fast zur Jury-Pinkelpause geworden, da sie den Sieg nur knapp verfehlte. Ihr Crazy-Banger mit durchgeknallter Bühnenshow war Live wirklich unterhaltsam, obgleich ich die Komposition nicht überzeugend fand.

Erica-Cody war gestern stimmlich eine der besten Beiträge, ihr „Love Me like I Do“ zündete bei mir aber null.

Isabella Kearney stammt aus Australien, lebt in Amerika, fühlt sich aber irisch seitdem sie dort ein paar Jahre lebte. Ja, ne is klar. Erzählt sie dann beim australischen Vorentscheid sicher irgendwann mal anders, aber was solls, der Song „Let me be the Fire“ landete ohnehin auf dem letzten Platz.

JyellowL und Toshin waren gestern insofern mein Highlight, als das sie unter Beweis stellten, dass der „Sound from Hell“ wirklich guten Musikern (d, m, w) nichts anhaben kann. Aber was war das bitte für eine Komposition. Das klang wie eine Jam-Session, bei der die Musizierenden gerade erst anfangen und noch die Instrumente stimmen, während die Sänger (d, m, w) schon on fire sind. Der Sprechgesang war klar, extrem schnell und mit einer angenehmen Stimmfarbe, passte jedoch leider so gar nicht zur Melodie. Der soulige Gesang in Kombination mit dem „härteren“ Sprechgesang (hart, gemessen am Soul), war vielversprechend, aber auch hier passte in der Komposition leider nichts zusammen.

Dita Von Tees meets Edward mit den Scherenhänden

Wie man soft und hart, wild und sanft, laut und leise in einer guten und extravaganten Komposition vereint, zeigte Bambie Thug mit „Doomsday Blue“, die den gestrigen Abend in einem spannenden Voting für sich entscheiden konnte. Das Publikum katapultierte sie auf den ersten Platz, zu Recht, wie ich finde.

Ihre Bühnenshow war nicht nur absolut unterhaltsam, sie hat auch einen Song im Gepäck, der definitiv auffallen wird. Gewinnen wird sie damit sicherlich nicht, dafür ist das Gesamtpacket nicht rund und eingängig genug, aber ein Finaleinzug dürfte damit drin sein und vielleicht eine Platzierung zwischen 10-15, was für Irland aktuell durchaus ein zufriedenstellendes Ergebnis wäre. Wichtig ist, dass die sanften Gesangparts noch mehr Volumen und Klarheit erhalten. Die Töne müssen sitzen, damit der Kontrast zum Screaming deutlicher wird. Aber zwischen der Late Late Show und dem ESC liegen auch im Sound Welten, insofern bin ich zuversichtlich!

Eine Antwort auf „Eurosong – Sound from Hell“

  1. Schön, dass du auch Tim Burton-Assoziationen hattest bei dem Staging. Wobei ich eher an Corpse Bride denn an Edward mit den Scherenhänden denken musste.

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