Rick Jurthe, wie Ryk mit bürgerlichem Namen heißt, kann auf eine lange musikalische Reise zurückblicken. Bereits mit fünf Jahren erlernte er das Klavierspielen. Mit jungen 13 Jahren schrieb er seinen ersten eigenen Song. Nach seinem Abitur studierte er Komposition und Musikproduktion in London, Stockholm und Hannover. Das klingt schon nach einem vielversprechendem europäischen Musikmix, doch damit nicht genug, im Anschluss daran arbeitete er u. a. mit den Wiener Symphonikern zusammen. Wen er damit noch nicht von seiner Eignung für den ESC überzeugen konnte, dem darf ich seine eurovisionäre Schaffenskraft ans Herz legen. 2018 nahm Ryk mit seinem Song „You and I“ am deutschen Vorentscheid zum ESC teil. Im Folgejahr trat er zusammen mit Conchita Wurst in der Wiener Stadthalle auf. Außerdem arbeitet er für zahlreiche Liveprojekte, er komponiert, arrangiert und inszeniert.
Musikalische Expertise trifft auf ESC-Liebe, gespickt mit Live-Event-Erfahrung. Das klingt nach einem ganz besonderen Auftritt am 16. Februar und genau darüber und wie es zu einer erneuten Bewerbung kam, haben wir u. a. im Interview gesprochen.
Lieber Ryk, vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview genommen hast. Du hast bereits 2018 beim deutschen Vorentscheid teilgenommen. Wie kam es dazu, dass du dich dieses Jahr erneut beworben hast?
Ich habe mich dieses Jahr erneut beworben, als ich den Song „Oh Boy“ geschrieben und produziert habe, gar nicht mit der Absicht, dass das was für den ESC sein könnte, aber ich habe dann schnell gemerkt, dass es doch etwas für den Eurovision ist. Der Song ist wie gemacht für diese Bühne. Man kann ihn schön inszenieren. Er wird sehr groß am Ende und es ist einfach ein schöner epischer Moment, mit dem Zuschauende glaube ich, connecten können. Das war ungefähr in dem Zeitraum, als der NDR den Aufruf startete, dass Beiträge gesucht werden und dass man sich bewerben kann und da habe ich einfach gedacht: Komm, ich reiche den jetzt ein! Ich habe irgendwie Bock! Ich habe auch eine Zeit lang in Schweden gelebt und habe da die Begeisterung fürs Melodifestivalen hautnah miterlebt. Da ist es ja fast schon gang und gäbe, dass Acts mehrere Male antreten und da dachte ich, ich versuche jetzt einfach mal den Spirit nach Deutschland zu holen und bewerbe mich noch mal.
Denkst du, dir hilft die Erfahrung von 2018 beim diesjährigen Auftritt?
Ja, ich glaube tatsächlich, dass mir das ein bisschen helfen kann. Jede Produktion ist natürlich neu und anders, aber ich kenne die Abläufe nun ein bisschen und weiß ungefähr, was mich erwartet und kann auch ganz gut mit dem Druck im Vorfeld umgehen und weiß vor allem auch, wie es danach ist, wenn es nicht geklappt hat. Das vorab zu wissen und zu fühlen, hilft mir schon in der Vorbereitung auf den ESC. Aber ich glaube, der Auftritt wird schon ganz anders, daher ist es auch noch einmal komplett anders für mich. Es gibt wenig Möglichkeiten, wie beim letzten Mal, mich am Klavier ein wenig zu verstecken und in meiner eigenen Welt zu sein. Ich werde dieses Mal deutlich offener und freier auf der Bühne stehen.
Der ESC ist ja ein Songwriter-Wettstreit und du bist studierter Komponist. Wenn du an die ESC-Geschichte denkst, welchen Song hättest du gerne geschrieben und warum?
Also, ich beantworte die Frage mal in zwei Teilen. Einmal im ESC Kontext und einmal außerhalb. Ich glaube, ein ESC Song, den ich gerne selbst geschrieben hätte, wäre der Song von Salvador. Unglaubliches Arrangement! So einfach und trotzdem genial! Ganz tolle Melodieführung, supergefühlvoll. Das wäre auf jeden Fall ein Song, den ich sehr gerne selbst geschrieben hätte. Aber es gibt auch viele andere. Ich hätte sehr gerne den Song von Jamala geschrieben oder „Rise like a Phoenix“. Wenn es aber nicht um den ESC Kontext geht, bin ich krass im Mainstream, weiblichen Gesangspop am Start. Ich hätte, glaube ich gerne jeden Song geschrieben, den Adele mit ihrem Songwriter:innen Team geschrieben hat. Da sind so unglaublich schöne Songs dabei. Angefangen bei den allerersten Werken wie „Hometown Glory“ bis hin zu den letzten Veröffentlichungen wie „Hello“ oder „Easy on me“.
Vielleicht hast du mit „Oh Boy“ ja bereits den nächsten deutschen Beitrag für den ESC geschrieben. Worum geht es darin?
In meinem Song „Oh Boy“ geht es um die unerwiderte Liebe gegenüber dem besten Freund. Und dem Versuch, sich daraus zu befreien. Um die Angst, eine tiefe Freundschaft zu verlieren, aber auch das Wissen, dass wenn man sich nicht löst, es für einen selbst nicht weitergeht. Eine schwierige Situation, die mit ziemlich viel Leid verbunden ist. Irgendwie ist Liebe ja immer etwas Schönes und Freundschaft ja auch, aber diese romantische Liebe gegenüber einem Freund ist schon schwer. Aber ich glaube, man kann das Ganze, wenn man selbst so etwas noch nicht erlebt hat, auch auf eine andere Ebene heben und sagen, dass es immer besser ist, sich lieber zu früh als zu spät aus solchen Situationen zu lösen. Denn mit jeder Stunde, jedem Tag, jeder Woche, in der man es nicht macht, das Problem nur schwierig wird und das Leid letztendlich nur tiefer und länger.
Alle Fans rätseln natürlich, was uns am 16. Februar erwartet. Ein bisschen was hast du ja bereits verraten. Magst du deinen Auftritt in drei Worten beschreiben?
Mein Auftritt in drei Worten würde ich beschreiben mit atmosphärisch, episch und allein.
Stell dir vor, du hast gerade den deutschen Vorentscheid gewonnen, was machst du als erstes?
Oh Gott! Also wenn ich den deutschen Vorentscheid wirklich gewinne, dann fließen auf jeden Fall Tränen. Ich denke, der Auftritt danach, wenn man den Song noch einmal performen muss, wird auf jeden Fall eine Herausforderung. Ich glaube ich würde dann als aller erstes meinen besten Freund anrufen und mit ihm darüber sprechen, was gerade passiert ist. Aber ich glaube, wenn ich mich gedanklich mit der Situation jetzt auseinandersetze, überwältigt mich das jetzt schon. Aber das wären vermutlich die ersten Schritte und dann erst einmal klar kommen aufs Leben!
Ich drücke dir die Daumen, dass du am 16. Februar erst einmal auf dein Leben klarkommen musst! Vor allem wünsche ich dir aber ganz viel Spaß auf deiner ESC-Reise!
Wer „Oh Boy“ noch nicht kennt, kann sich den Song hier anhören: