Patty Gurdy – Dieses Instrument ist lebendig

Die Drehleier – wer kennts nicht, ein Stück deutsches Kulturguts, das jeder von uns schon einmal in Händen hielt? Im Gegensatz zu den meisten Deutschen wäre das für Patty Gurdy eine ganz normale Feststellung, da eben dieses Instrument zum festen Repertoire ihrer Musik zählt. Und u.a. damit möchte sie im Mai Deutschland in Liverpool vertreten, denn Patty Gurdy ist eine von neun Finalisten (d, m, w) des deutschen Vorentscheids „Unser Lied für Liverpool“. Patty Gurdy, die eigentlich Patricia Büchler heißt, hegt eine so große Leidenschaft für das Instrument, dass sie sich sogar danach benannte, denn selbiges heißt in Englisch „Hurdy Gurdy“.  

Patty Gurdy 2

Mit der Drehleier im Gepäck konnte Patty schon reichlich Bühnenerfahrung sammeln. Als Solistin ist sie zwar noch nicht so lange unterwegs, aber insbesondere in der Dark-Folk und Mittelalterszene kennt man Sie als Sängerin und Musikerin der Bands Harpyie und Storm Seeker, mit denen sie auch mehrere Alben produzierte.

12 Punkte könnte es u.a. aus Israel geben, da Patty mit dem israelischen Chor Hellscore und mit der Band Scardust u.a. in Tel Aviv auftrat. Aber auch in Ländern wie Norwegen und Dänemark könnten die märchenhaften Klänge der Künstlerin für einen deutschen Punktesegen sorgen, haben diese Länder doch mit ähnlichen Stücken bereits den ESC gewinnen können. Über den Rybak – de Forest – Vergleich, den Einsatz von Windmaschinen beim ESC und natürlich ihre Liebe zur Drehleier sprach ich mit Patty Grudy im Interview.

Liebe Patty, danke, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Wir sehen und hören dich im März bei „Unser Lied für Liverpool“, wie kam es zur Bewerbung beim deutschen Vorentscheid?

Ich habe mir als Solokünstlerin in den letzten Jahren etwas aufgebaut, von dem ich anfangs nur zu träumen wagte. Ich veröffentliche selbst meine eigene Musik und bin in den sozialen Netzwerken sehr gut aufgestellt. Ich erreiche viele Menschen, die meine Musik hören und meine Videos sehen. Ich könnte mich damit zufriedengeben, aber es reizt mich einfach, es zu versuchen. Welcher Künstler würde nicht gern einmal bei der größten Musikshow der Welt auftreten? Allein schon die Bewerbung für den deutschen Vorentscheid ist eine so spannende Reise, dass ich jeden Schritt genieße und mich schon jetzt auf den Auftritt am 03. März in Köln freue.

Die ESC Fans freuen sich auch schon darauf, dich mit deinem Song „Melodies of hope“ hören und sehen zu dürfen. Worum geht es darin?

Es geht vor allem um Hoffnung und Wiedergeburt. Das hat viele Hintergründe: Einerseits natürlich, dass ich 2021 selbst von der Jahrhundertflut betroffen war und da so unfassbar viel Hilfe von meiner Fan-Community und den Menschen bekommen habe, dass ich jetzt wieder etwas zurückgeben wollte. Und andererseits, weil ich sehe, wie wir von einer Krise in die Nächste stürzen und das die Menschen nicht kalt lässt. Wenn ich ihnen etwas an die Hand geben kann, mache ich das sehr gerne.

Du wirst mit einer Drehleier auftreten. Die Drehleier ist jetzt nicht gerade das klassische Instrument, das man als Kind erlernt. Wie bist du dazu gekommen?

Ich spiele auch noch andere Instrumente, habe mit der Flöte angefangen, dann ging es über das Klavier zur Gitarre. Mit zehn habe ich in der ersten Rockband gespielt. Ich liebe alle möglichen Instrumente. Aber irgendwie war es immer so, dass es nie ganz für mich gepasst hat. Bei der Flöte kann man zum Beispiel schlecht gleichzeitig singen und beim Klavier ist man auf der Bühne festgenagelt und hat nicht so viel Bewegungsfreiheit. Dann bin ich eines Tages in die Mittelalterszene gegangen. Da habe ich verschiedene Dudelsäcke ausprobiert. Aber dann kam die Drehleier und als ich sie auf dem Schoß hatte und gemerkt habe, wie beim Kurbeln einfach der Klang so resonierte, dass das ganze Instrument auf dem Schoß vibrierte, da hatte ich sofort die Assoziation: Dieses Instrument ist lebendig. Das hatte ich so noch bei keinem anderen Instrument gespürt. Und die Drehleier hat ein superkrasses Spektrum an Klängen und ist eigentlich ein kleines Orchester, zu dem man auch singen und sich bewegen kann. Es war für mich die Allround-Lösung und deshalb finde ich das Instrument so geil und möchte es auch ein bisschen bekannter machen.

Das war ein wunderschönes Plädoyer für dieses spannende Instrument. Was bzw. wer hat deinen Musikstil außerhalb der Drehleier noch geprägt?

Amy Lee, Marina, Faun, Björk und auch Filmmusik.

Hast du den ESC zuvor verfolgt und wenn ja, welche Erinnerungen verbindest du mit dem Event?

Ich kann jetzt nicht die Sieger, Zweit- und Drittplatzierten der letzten 20 Jahre auswendig hersagen, aber ich bin seit langer Zeit Fan des ESC und verfolge jedes Jahr das Geschehen. So richtig infiziert wurde ich, als Lena mit ihrem Sieg den ESC 2011 nach Deutschland brachte und zwar direkt vor meine Haustür nach Düsseldorf. Hier war der ESC überall präsent, die ganze Stadt war im ESC Fieber und ich natürlich mittendrin.

2023 bist du dann als Teilnehmerin des Vorentscheids so richtig mittendrin. Konntest du deine Mitstreiter (d, m, w) schon persönlich kennenlernen und wenn ja, wie liefen die Treffen ab?

Wer mich kennt, weiß, dass ich auch ein Faible für Metal-Musik habe. Ich kenne tatsächlich Chris Harms, den Sänger von Lord Oft The Lost und weiß, was für ein Performer er ist. Die anderen Kandidaten waren mir bisher unbekannt, aber ich freue mich schon sehr darauf, sie alle zu treffen.

In wenigen Minuten wurdest du unter den ESC Fans als eine der beiden Top-Favoriten auserkoren. Erhöht das den Druck?

Nein. Ich werde alles geben, was ich kann. Ich bereite mich so gut vor wie es geht. Beim Auftritt werden viel Menschen im Hintergrund für mich ihr Bestes geben und wenn alles gut klappt, werde ich glücklich von der Bühne gehen. Ich gehöre zwar nicht zu den Menschen, die sagen, dass Dabei sein alles ist, denn ich trete auch an, um zu gewinnen, aber wenn es jemand anderes wird, ist das sicher auch verdient und auf mich warten schon andere Projekte.

Apropos gewinnen: Häufig liest man von Vergleichen mit Alexander Rybaks „Fairytale“ und Emmelie de Forests „Only Teardrops“, zwei ESC-Gewinnersongs. Was empfindest du bei solchen Vergleichen?

Es ist eine Ehre, damit verglichen zu werden. Songs und Künstler hatten es wirklich verdient zu gewinnen.

Stell dir vor, Barbara hat gerade verkündet, dass du für Deutschland nach Liverpool fahren wirst, wie reagierst du?

Einmal tief durchatmen, die anderen Bewerber umarmen und dann realisieren, dass die Reise noch einmal weiter geht. Viel weiter.

Wie stellst du dir deinen Auftritt im März vor? Was erwartet uns?

Da möchte ich noch nicht zu viel verraten. Wir werden auf jeden Fall eine ganze Story erzählen. Wir wollen eine große Inszenierung, wir werden kein Understatement machen. Die Windmaschine darf jedenfalls nicht fehlen,

Auf eurovision.de konnte man sich ja bereits von deinen Windmaschinen-Skills überzeugen. Darauf freue ich mich ganz besonders. Ich wünsche dir dabei viel Erfolg und vor allem viel Spaß!

Wer sich schon vor „Unser Lied für Liverpool“ Pattys Beitrag „Melodies of hope“ anhören und ansehen möchte, kann das hier tun.

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