Nach dem Finale des Vorentscheids „Vidbir“ stand fest: Alina Pash vertritt die Ukraine in Turin. Die Gewinnernation von 2016 wurde dafür mit Lob überschüttet, aber die Ukraine wäre nicht die Ukraine, wenn das alles so reibungslos über die Bühne gehen würde.
Im Finale kam es zu Übertragungsproblemen und Komplikationen während der Punktevergabe, sodass die Zeitplatzierten Kalush Orchestra den Sieg von Alina Pash anzweifelten. Aber die Organisatoren des Vorentscheids stellten sich hinter ihre Vertreterin, bis das Drama in den zweiten Akt wechselte.
Denn wenig später gab es Hinweise darauf, dass Alina Pash Einreisepapiere gefälscht hat. Für die Teilnahme an „Vidbir“ müssen alle Acts belegen, dass sie die Krim ausschließlich über den Landweg, also über die Ukraine bereisten. Eine Einreise über Russland ist verboten. Diesen Nachweis haben alle Künstler:innen im Vorfeld erbracht. Da Alina jedoch vor einigen Jahren in einem Interview erwähnte, dass sie gegen diese Regelung verstieß, wurden nun Zweifel an ihrer Teilnahme laut. Alina selbst gab an, dass sie hier falsch verstanden wurde und sie alle Dokumente wahrheitsgetreu eingereicht habe.
Alina zieht Teilnahme zurück
Überraschenderweise zog nun Alina selbst die Teilnahme am Eurovision Song Contest zurück. So schrieb sie auf Instagram:
„Ich bin eine Bürgerin der Ukraine, ich befolge die Gesetze der Ukraine, ich versuche, die Traditionen und Werte der Ukraine in die Welt zu tragen. Was sich bei dieser Geschichte herausstellte, ist überhaupt nicht das, was ich in meinen Song gesteckt habe.
Ich bin Künstlerin, keine Politikerin. Ich habe keine Armee von PR-Leuten, Managern, Anwälten, um all diesen Angriffen, Bedrohungen und Druck sowie dem Einbruch in meine sozialen Netzwerke etwas entgegenhalten zu können. Und auch absolut inakzeptable Formulierungen, die sich die Menschen erlauben, ohne die Situation zu verstehen und die Würde jedes Bürgers der Ukraine zu vergessen.
Ich will diesen virtuellen Krieg und Hass nicht. Der Hauptkrieg ist jetzt ein externer, der 2014 in mein Land kam.
Ich will nicht mehr in dieser dreckigen Geschichte sein. Schweren Herzens ziehe ich meine Kandidatur als Vertreterin der Ukraine beim Eurovision Song Contest zurück. Bedauerlicherweise. Es tut mir wirklich leid. (…)“
Abschließend bedankt sie sich bei allen, die sie auf dem Weg unterstützt haben.
Da Alina Pash nun nicht nach Turin fahren wird, bleiben verschiedene Optionen offen. Bereits 2019 gab es ein ähnliches Problem, als Maruv den Vorentscheid gewann, aber nicht zum ESC nach Israel fahren durfte. Damals fragte man zuerst die Zweitplatzierten, ob diese an Stelle der Siegerin zum ESC fahren wollen. Als nahezu alle unterlegenen Teilnehmer:innen dankend ablehnten, entschied sich die Ukraine dafür, nicht am Contest teilzunehmen.
Da aber Kalush Orchestra mehr als eindeutig den Sieg für sich beanspruchten und klar zum Ausdruck brachten, dass sie am ESC teilnehmen wollen, erscheint mir deren Teilnahme aktuell als wahrscheinlichste Lösung. Eine offizielle Mitteilung der Verantwortlichen gab es jedoch noch nicht.