Germany 12 Points – Diese Acts treten an

Gestern wurde in einer Pressekonferenz bekanntgegeben, welche sechs Acts für Deutschland ins Rennen gehen werden. Wer am Ende nach Turin fahren wird, entscheidet sich am 04. März in der Show „Germany 12 Points“, die auf allen dritten Programmen und One zu sehen sein wird.

Erstmals waren die großen Popradiowellen der öffentlich-rechtlichen Radiostationen beim Auswahlprozess beteiligt. Das hat einen riesengroßen Vorteil: Reichweite! Die Acts werden bis zum Vorentscheid im Radio gespielt. Das schafften die ESC Acts der letzten Jahre nur nach einer erfolgreichen ESC Teilnahme. Im Vorfeld fanden sie im Radio quasi gar nicht statt.

Gleichzeitig hat diese Veränderung auch einen Nachteil, denn was passiert wohl, wenn man Popradios die Auswahl überlässt? Richtig: Rausgekommen sind sechs radiotaugliche Popsongs. Teilweise würde ich sogar von Popsöngchen sprechen, da sie dann doch eher zur seichteren Hälfte der Radiomusik zu zählen sind. Das ist schade, denn die Auswahl bildet die Musikvielfalt des Landes nicht ab.

Dennoch muss man festhalten, dass jeder Künstler des Wettbewerbs talentiert ist und einen authentischen Beitrag ins Rennen schickt. Sie anzufeinden ist lächerlich und schadet dem Wettbewerb nur. Jeder Act ist eine Bereicherung für einen Vorentscheid, nur halt eben nicht in dieser Mischung.

Lieber NDR, in diesem Jahr habt ihr viel richtiggemacht. Viel mehr, als in den letzten Jahren, mehr als ich mir das zu Schreibers Zeiten erträumt hätte, aber der Weg zum perfekten Vorentscheid ist noch weit.

Aber wer sind nun die Acts, die für uns antreten werden?

Quelle: Eurovision.de

Eros Atomus – Alive

Als erster Act wurde Eros Atomus verkündet, der mit der frühzeitigen Veröffentlichung seines Videos bereits am Tag vor der PK bekanntgab, dass er zum Teilnehmerfeld gehört. Eros Atomus stammt, wie so oft beim ESC, aus dem The Voice Universum. Als er damals auftrat, dachte ich mir „Wow, so jemanden müssen wir mal zum ESC schicken“. Spannende Stimme, verrückte Art, sympathischer Typ mit markanter Vorgehensweise beim Spielen der Gitarre. Nun ist er tatsächlich beim Vorentscheid dabei, was mich zwar freute, aber leider ist „Alive“ eine der seichteren Nummern. Nett! Aber Nett gewinnt keinen Wettbewerb. Ich freue mich für ihn, dass er nun im Radio laufen und so eine gesteigerte Aufmerksamkeit generieren wird, aber ich sehe ihn nicht in Turin.

Emily Roberts – Soap

„Sensationell! Emily Roberts ist fantastisch!“, so war meine Reaktion, als ihr Name in der PK fiel. Ihr Titelsong zum Dschungelcamp war ein Ohrwurm. Sie ist erfahren, stand schon auf großen Bühnen, tourte bereits durch Europa und ist trotzdem jung und modern. Das kann nur gut werden! Spoiler: Ich hatte mich geirrt. Was ist das bitte? Eine so talentierte Sängerin kommt mit einem uninspirierten Song daher, der kein Stück hängen bleibt. Einfach alles von ihr ist besser als dieses Liedchen. Wie schade ist diese vertane Chance? Dennoch bin ich sehr gespannt, wie sie das Lied live präsentieren wird. Aber für die ESC Bühne reicht das nicht.

Felicia Lu – Anxiety

Wie talentiert kann ein Mensch sein? Felicia Lu trat bereits 2017 beim deutschen Vorentscheid an, musste sich aber Levina geschlagen geben. Zum Glück, denn sonst wäre sie mit einem Schrottsong zum ESC gefahren. Nun kommt sie mit einer eigenen Nummer zurück, die modern, cool und interessant ist. Das Ganze hat einfach Stil. Neben ihren eigenen Songs schreibt die Wahlwienerin auch für andere Musiker:innen. Aber das reicht noch nicht aus, so ganz nebenbei plant, dreht und schneidet sie ihr Musikvideo für Anxiety auch noch selbst, während sie mit einer Coronainfektion in häuslicher Isolation sitzt. Ich liege während meiner 14 tägigen Quarantäne nur rum und sie macht mal eben so was. Anxiety ist nicht der klassische ESC Song, was schon mal gut ist. Aber er polarisiert auch nicht, was leider nicht so gut ist. Dennoch kann ich mir Felicia Lu sehr gut auf der großen ESC Bühne vorstellen.

Maël und Jonas – I swear to god

Meine Koblenzer Jungs! Da bin ich als Moselaner natürlich parteiisch. Das Duo ist ebenfalls aufgrund ihrer The Voice Teilnahme „bekannt“. Sie erreichten das Finale und das hätte zu Beginn des Castings wohl keiner gedacht. Sie sehen nicht aus wie Stars, sie sind bodenständig, zurückhaltend und bescheiden. Sie singen gut, aber nicht herausragend und trotzdem liebte das Publikum die Auftritte der beiden Freunde. Nein, nicht trotzdem, genau deswegen! Sie strahlen bei ihren Liveauftritten Witz, Spaß und eine positive Energie aus. Keinem Act wünsche ich eine gute Chartplatzierung mehr als diesem Duo. Meinetwegen können sie den Olymp der deutschen Popwelt erklimmen, aber mit „I swear to god“ könnte es schwierig werden. Das Lied gefällt mir zwar sehr, aber es ist zu einfach gestrickt für den Wettbewerb. Mir fehlt der „Wow“-Moment. Aber wie gesagt: Die Jungs glänzen live. Ich würde sie noch nicht abschreiben, aber auch nicht auf den Beitrag wetten.

Malik Harris – Rockstar

Malik Harris ist der einzige Beitrag im Rennen, der minimal vom Radio-Einheitsbrei abweicht, da sein Popsong durch einen Rappart unterbrochen wird, der aufgrund seiner energetischen Darbietung, der Inszenierung und der Geräusche im Hintergrund doch sehr an Eminems Hit „Stan“ erinnert. Bis zu dieser Stelle dachte ich, dass Malik keine Chance haben wird, aber genau das ist die Wendung, die mir bei den meisten anderen Acts im Rennen fehlt. Der Moment, der hängen bleibt. Ich glaube neben Felicia Lu hat Malik Harris die beste Chance darauf, das Ticket für Turin zu lösen. Mit einer guten Inszenierung kann ich mir „Rockstar“ am besten auf der ESC Bühne vorstellen. Ich hoffe darauf, dass das Ganze am Video angelehnt sein wird. Man könnte ihm ein Wohnzimmer aufbauen. Videowand und Kameraeffekte könnten die Wirkung während des Rapparts verstärken und aus einem (lediglich) guten Song einen extrem guten ESC Auftritt machen.

Nico Suave und Team Liebe – Hallo Welt

Endlich mal wieder was Deutschsprachiges, aber leider nicht stark genug. Das ist mein Fazit, nach dem ersten Reinhören. Nico Suave ist der erfahrenste Künstler im Wettbewerb. Er hat bereits mit zahlreichen Künstler:innen gearbeitet und auch selbst einige Alben veröffentlicht. Bereits vor über 20 Jahren habe ich im Schulbus schon seine Musik gehört, als er u.a. mit Samy Deluxe arbeitete. Aber leider verpuffte meine Freude über seine Teilnahme, als ich das Lied hörte. Der Song ist nett, macht Spaß und ist eine Gute-Laune-Nummer. Aber mehr leider nicht. Bei Nico Suave hätte ich mir mehr Ecken und Kanten gewünscht. Abgesehen davon lässt mich der Bandname ähnlich ratlos zurück, wie damals bei S!sters. Das Projekt vereint extrem talentierte Künstler:inne, aber mit „Hallo Welt“ wird das leider eher nix.

Die Auswahl hat mich zwar positiv überrascht, aber auch nicht umgehauen. Da geht so viel mehr. Trotzdem freue ich mich darüber, dass wir wieder einen Vorentscheid haben und dass es einige Neuerungen gibt. Was sagt ihr zu der Auswahl? Zu den Künstler:innen und den Liedern? Lasst es mich wissen, hier in den Kommentaren oder auf den sozialen Netzwerken und macht mit beim Voting:

Wer soll Deutschland in Turin beim ESC 2022 vertreten?

  • Felicia Lu – Anxiety (50%, 5 Votes)
  • Malik Harris – Rockstar (30%, 3 Votes)
  • Maël und Jonas – I swear to god (20%, 2 Votes)
  • Eros Atomus – Alive (0%, 0 Votes)
  • Emily Roberts – Soap (0%, 0 Votes)
  • Nico Suave und Team Liebe – Hallo Welt (0%, 0 Votes)

Total Voters: 10

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Eine Antwort auf „Germany 12 Points – Diese Acts treten an“

  1. Huch, so in etwa hätte ich das auch zusammengefasst. Kein Song, bei dem ich Winnervibes habe, Anxiety gefällt mir persönlich am Besten und wehe irgendeiner schreibt hier böse Sachen über die Teilnehmer. Michael Schulte wurde damals auch niedergeschrieben und landete schlussendlich knapp unter dem Treppchen. Ich bin jetzt gespannt auf die live-Auftritte und hoffe, dass die Moderatorin die Musiker nicht überstrahlen will.

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