Wir schreiben Tag vier der Proben in Rotterdam. Als erstes durfte Tornike auf die Bühne, der für Georgien ins Rennen geht. Er ist schlicht, aber elegant gekleidet. Er trägt ein weißes Hemd und eine dunkle Hose. Die dominierenden Farben sind Blautöne, die Bühne ist eher dunkel gehalten. Man spielt mit einigen Effekten, so werden beispielsweise Schriftzüge auf Tornike projiziert. Tornike kann singen, keine Frage, aber das Lied ist leider sehr langweilig. Wenn da auf der Bühne nicht mehr passiert, sehe ich schwarz. Andererseits passt das große Feuerwerk auch nicht zum Song. Schwierig, das noch aufzuwerten.
Gabs diese hässlichen Glitzer-Sport-Bodys mit Billig-Fransen irgendwo im Sonderangebot? Oder liegt es daran, dass in der ESC Bubble alle auf die gleichen Profis setzen und diese sich so wenig Mühe geben, dass sie gleich für mehrere Länder die gleichen Konzepte einreichen? Auf jeden Fall setzt auch Albanien auf dieses Outfit. Bei Anxhela sieht es zwar am hochwertigsten aus, aber insgesamt finde ich auch dieses Staging nicht gut. Sie steht alleine auf der Bühne und wirkt etwas verloren. Das Outfit passt nicht zur Dynamik des Songs und irgendwie wartet man darauf, dass da noch mehr passiert. Albanien hat wieder eine grandiose Sängerin, aber nutzt die Chance leider nicht. Schade.
Portugal bleibt sich treu. Die Band sieht ähnlich elegant aus, wie beim Vorentscheid. Die Leinwand wird mit verschiedenen Bildern bespielt. Mal eine Häuserlandschaft, mal Lichteffekte, Kreise und Muster. Aber hier gilt das Gleiche wie bei Georgien: diese Langeweile zu retten dürfte schwierig werden.
Bulgarien zeigt eindrucksvoll, warum sie in den letzten Jahren so oft weit vorne landeten. Sie haben nicht nur eine tolle Sängerin, sondern auch ein eindrucksvolles Konzept. Victoria steht auf einer Drehbühne, die an einen Felsbrocken erinnert. Es hat auch was von einer Mondlandschaft, mit Sternen und dem Weltall im Hintergrund. Ein schöner Effekt: Sand rieselt von der Decke und Victoria greift danach, lässt ihn nachdenklich durch die Finger rieseln. Was eine schöne Symbolik. Finale sicher, Top 5 gut möglich.
Finnland bringt den Auftritt des Vorentscheids auf die große Bühne. Gleiche Outfit, ähnliche Aufstellung und Bewegungen der Band. Es ist halt eine Rockband die ihren Song abfeiert. So wie man das sehen möchte. Im Hintergrund hängen Leute kopfüber von der Decke. Nicht in echt, nur auf der Leinwand. Sieht trotzdem interessant aus. Die dominierenden Farben sind rot und schwarz. Es ist alles nicht überraschend und nichts bahnbrechend Neues, aber es ist trotzdem richtig gut.
Nach dem ESC werde ich noch lange von Glitzerfransen träumen. Auch Samanta Tina schmückt ihr Outfit mit selbigem. Jedoch trägt sie (zum Glück) keinen Sportbody. Ihr Bühnenkostüm sieht ziemlich ansprechend aus, auch wenn die Fransen auch hier teilweise etwas billig wirken. Sowohl sie als ihre Backgroundsängerinnen tragen dunkelgrün. Einige Tanzschritte, die man aus dem Clip und auch aus Pre-Partys kennt, sind geblieben. So formen die Protagonistinnen mit ihren Händen die Krone. Im Hintergrund sind gold-braune Ornamente auf der Leinwand zu sehen. Ich finde zwar alles sehr ansprechend, aber auch hier wäre noch mehr drin gewesen. Hallo?! Sie singt im ersten Satz des Liedes „The Queen of the night is coming…“. Mit einem größeren „Bäähm“ kann man sich nicht ankündigen. Dieser „Bäähm“-Moment fehlt mir noch, aber dennoch finde ich das, was man sieht, nicht schlecht.
Ok, krass! Gjon’s Tears sitzt nicht am Klavier? Gute Entscheidung. Der Duncan-Effekt wäre sonst einfach da gewesen. Stattdessen ist er auf weißen betonähnlichen Platten platziert. Er singt fantastisch und die größte Überraschung: sein Ausdruckstanz. Wie cool ist das denn bitte? Die Schweiz hat sich überleg: Was erwartet man von uns in diesem Jahr? Und dachte sich dann: Ok, super. Dann machen wir genau das Gegenteil! Ich glaube, das Konzept geht auf. Wenn die Schweiz damit nicht in der Top 5 landet, weiß ichs auch nicht mehr. Nur eine Sache stört mich: MEHR GLITER! Warum muss auch hier wieder alles funkeln?
Als letztes stand Dänemark auf der Bühne. Das Duo bringt ebenfalls den Vorentscheidsauftritt auf die ESC Bühne. Gleiche Outfits und ähnliche Bewegungen. Das Hüpfen, Rennen und das Spiel mit dem Mikrofonständer bleiben erhalten. Durch die große Bühne und die Leinwand wirkt es natürlich alles etwas größer. Im Hintergrund ist ein Lila-Glitzer-Funkel-Tunnel in dreieckiger Form zu sehen, der den Retrolook der Künstler super unterstreicht. Auch wenn ich mit dem Song nichts anfangen kann, liebe ich die Leichtigkeit des Ganzen und vor allem auch, wie viel Spaß die Künstler an ihrem Job haben. Für sie ist der ESC ein riesiges Fest und das überträgt sich auf den Zuschauer.