Gestern fanden in der Ahoy Arena die Proben der restlichen Acts des ersten Semis statt. Und soviel sei verraten: Das geschmackloseste Outfit kam zu meiner Überraschung nicht aus Norwegen.
Als erstes durfte das Team aus Zypern auf die Bühne. Sie präsentierten uns eine spannende Mischung aus Erotik und der Exorzist. Elena verrenkt sich fast schon verstörend, wenn sie jetzt noch den Kopf einmal komplett im Kreis dreht, bin ich vollends sprachlos.
Die Kostüme der Tänzerinnen hat sie sich von Lena abgeguckt und einfach die Farbe geändert. Insgesamt schon nicht schlecht.
Teuflisch gings weiter, denn es folgte Tix aus Norwegen, der seine diabolischen Engel im Schlepptau hatte. Leider gab es nahezu keine Veränderung zum Auftritt im Vorentscheid. Ok, das war ja auch schon echt durchdacht und dick aufgetragen, viel mehr geht da schon nicht mehr. Hier wäre nur ein ganz neues Konzept denkbar gewesen, um zu überraschen. Aber andererseits kennt der Zuschauer den Auftritt des Vorentscheids ja nicht, von daher wird das sicher für viele ein Trash-Highlight.
Albina, die für Kroatien antritt, trägt ein futuristische Glitzeroutfit. Obwohl es etwas kitschig ist, steht es ihr trotzdem extrem gut. Sie wird von vier Tänzern begleitet. Die Choreographie setzt auf eine Hand voll Moves, die synchron getanzt werden und die Dynamik transportieren, ansonsten räkelt sich Albina eher semi-erotisch zur Musik. Unterm Strich das, was ich von ihr und ihrem Team erwartet habe.
Hooverphonic sind absolute Profis, und das beweisen sie ei den Proben. Geike singt nicht nur fantastisch, in ihrem eleganten schwarzen Outfit sieht sie auch noch grandios aus. Insgesamt ist alles recht düster und dezent, aber genau das braucht der Song auch. Im Hintergrund flattern verwackelte Kameraausschnitte im Stil von Blair Witch Project über die Leinwand, was dem ohnehin schon angespannten und mysteriösem Setting eine besondere Note verleiht. Ich lege mich hier und jetzt fest: wir werden Belgien im Finale sehen!
Eden Alene hat gleich fünf Tänzer im Gepäck. Einige Tanzschritte aus den Videos sind in der Choreographie enthalten, aber es wirkt so, als hätte man versucht noch ausdrucksstärker, noch dynamischer, noch energiegeladener zu werden. Mich haut das alles nicht um, aber was wirklich enorm gut ist, ist Edens Stimme. Man munkelt, sie habe in jedem Durchlauf den hohen Ton gemeistert. Wenn ihr das auch in den Live-Shows gelingt, geht sie mit dem höchsten Ton der ESC Geschichte ins Guinnessbuch ein.
Roxen hat genau das gemacht, was ich mir erhofft habe: Sie überträgt das Video auf die Bühne. Ihre Tänzer_innen tragen weiße Kleidung, an deren unteren Enden schwarze Hände nach oben greifen. Roxen ist ähnlich lässig gekleidet, wie im Clip zum Song. Sie rennt vor ihren Dämonen weg, die versuchen sie zu überwältigen. Sie umzingeln sie, engen sie ein, bis sie sich freikämpft. Ich liebe das Konzept, aber leider wirkt es noch nicht ganz rund, auf der großen Bühne. Auch war sie stimmlich nicht in Topform. Sie wirkte stellenweise etwas atemlos. Hier muss noch was passieren, damit das mit dem Finaleinzug klappt.
Efendi und ihre vier Tänzerinnen versuchen eine erotische Nummer auf die Bühne zu bringen, viel nackte Haut, viel Angetatsche, aber wenig Inhalt. Ihr schwarzes Outfit soll vermutlich sexy sein, erinnert mich aber eher an BDSM in billig. Es wirkt auch stellenweise so, als würde es noch gar nicht richtig sitzen. Im Hintergrund sind viele orientalische Motive zu sehen, was das genau mit Mata Hari zu tun hat, ist mir nicht klar, aber naja. Next…
Auf einer Skala von 1 bis WOW, wie geil fanden wir Go_A? Das war einfach unfassbar! Das Staging greift die Thematik des Liedes auf, der Winter liegt noch über der Natur, die Bäume sind kahl und weiß, aber der Frühling brodelt unter der Erde und will ausbrechen und der Natur Leben einhauchen. Konsequenterweise sind auch alle Tänzer (überwiegend) in weiß gekleidet und zappeln ähnlich wild, wie in den Videos. Nur Kateryna bringt mit ihrer grünen Jacke Farbe ins Spiel. Sie symbolisiert, im Zentrum stehend, das Aufblühen der Natur. Stimmlich ist alles auf den Punkt. Klar, der Song ist speziell und der weiße Gesang klingt insbesondere für mitteleuropäische Ohren oft eher anstrengend, aber auch wenn man diesen Musikstil nicht mag, muss man neidlos anerkennen, dass das einfach perfekt war.
Mit Malta folgt das einzige Outfit, dass noch liebloser, billiger und unpassender ist, als das von Efendi. Mal im Ernst, was war da bitte los? Wir erinnern uns: Malta hat mit Destiny eine Ausnahmekünstlerin, die stimmlich so unglaublich gut ist, dass der durchaus gute Song „Je Me Casse“ gar nicht richtig zeigen kann, was diese Frau alles draufhat. Darüber hinaus zeigte sie im Video zum Song nicht nur wie wandlungsfähig sie ist, sondern auch, was für eine Bildhübsche junge Frau Malta da am Start hat. Auch wenn die 1 in den Wetten meiner Meinung nach zu hoch gegriffen war, war mir klar, dass das ein Spitzenplatz wird. Hier passt nahezu alles. Und dann kam die Probe. Destiny wurde in einen pinken Sportbody gesteckt, der überhaupt nicht zu dieser jungen starken Frau passt. Dann klöppelte man da noch so ein paar Fransen dran, die man in irgendeinem geschlossenen Bumsclub von der Gardinenstange gezupft hat und zieht ihr Stiefel an, die so schlecht passen, dass sie ständig runterrutschen und ohnehin eher an pinke Thrombosestrümpfe erinnern. Dieses Talent so zu Inszenieren ist eine Frechheit. Dazu eine Ballettstange und tadaaaa, fertig ist das Konzept. Ich hoffe, Malta hat die verantwortlichen noch nicht für dieses Chaos bezahlt. Meiner Meinung nach wollen die Strippenzieher im Hintergrund neben der „Starken-Frau“-Thematik einfach noch fix Body positivity auf die Bühne bringen. Grundsätzlich super und total wichtig und Destiny würde auch dafür unglaublich gut passen, aber nicht mit diesem Outfit und auch nicht mit einer solch lieblosen Inszenierung. Folgerichtig fiel Malta in den Wetten. Ich hoffe wirklich, dass das nur ein schlechter Scherz war und Destiny uns beim nächsten Mal umhaut.
Wer den ersten Probentag verpasst hat, kann alles hier nachlesen: Proben Tag 1