Sandron auf dem Weg zur Raabs Chefsache

Der deutsche ESC-Fan neigt zum Nörgeln. Warum Pop? Radiotauglich? Wieder nichts auf Deutsch? Mal wieder nicht mutig genug! Einheitsbrei! Na, wer erkennt sich da wieder? Das Nörgel-Gen in uns ESC-Ultras hat mich zu diesem Blog gebracht. (An dieser Stelle, viele Grüße an S!sters) Einfluss nehmen und Dinge ansprechen, so meine Idee. Warum nur ansprechen und nicht gleich ändern, dachte sich Marcel Schicken, den sicherlich viele von euch von seinen Social-Media-Kanälen kennen oder sogar persönlich von ESC-Events. Marcel ist einer dieser ESC-Ultras, die sich ständig ärgern, über das was seit Jahren schieflief. Und um das zu ändern knüpfte Marcel Kontakte zu Produzenten, Songschreibern und Künstlern. Ein Prozess kam ins Rollen, mit dem Ziel einen ESC Act für Deutschland zu finden, der eben nicht den radiotauglichen Einheitsbrei-Pop präsentiert. Die Suche hat sich gelohnt. Mit Sandron hat er nicht nur einen stimmgewaltigen Künstler entdeckt, dessen gesangliches Repertoire im Song „Galgen ruft“ zur Geltung kommt. Mit besagtem Song hat das Team, das er zusammenstellte, einen deutschsprachigen Beitrag kreiert, der überrascht, aneckt, Gänsehaut erzeugen kann und vor allem thematisch so tief geht, dass es Menschen berühren kann, dabei aber sprachlich so provokant ist, dass es auch für Zündstoff und Diskussionen sorgen kann.  

Aber wer ist Sandron?

Sandrons bürgerlicher Name ist Sandro Brehorst und der geneigte RTL Zuschauer (d, m, w) kennt ihn aus der 14. DSDS Staffel. 2017 überzeugte er in dem Casting Format keine geringere als ESC-Legende Michelle (ESC 2008 / Platz 8). Ihr Voting in Form einer goldenen CD katapultierte Sandron auf direktem Weg in den Recall. Letztendlich schaffte er es in den Liveshows auf den 7. Platz. Doch sein musikalischer Werdegang begann bereits viele Jahre vor „Deutschland sucht den Superstar“.  Der 1999 in Hamm geborene Sänger, der u. a. Freddy Mercury als musikalisches Vorbild nennt, singt schon seit seiner frühsten Kindheit. Seit seinem 9. Lebensjahr nimmt Sandron Gesangsunterricht, später kam Klavierunterricht hinzu. 2010 nahm er beim Supertalent teil und sang außerdem vor 12.000 Zuschauern in der Dortmunder Westfalenhalle. 2011 erreichte er bei „My Name Is“ das Finale

Nun möchte er Chefsache gewinnen und für Deutschland zum ESC fahren. Sein sehr persönliches Lied „Galgen ruft“ entstand in einem Songwriting-Camp und in Zusammenarbeit mit der Singer-Songwriterin Alessia Mathis und dem Produzenten Charlie en Vogue (Gerrit Arnold).

Die Veröffentlichung am vergangen Freitag sorgte in ESC-Kreisen für einen kleinen Aufschrei der Freude „Was ein Brett“, „Ein Hammer!“, „Liebs!“ waren u.a. zu lesen. Aber binnen weniger Minuten wurden auch erste kritische Stimmen laut. Wie Sandron damit umgeht, wie er sich selbst beschreibt und was er zum Raab-Comeback sagt, waren Themen die wir im Interview besprochen haben.

 

Hörfassung des Interviews:

Lieber Sandron, vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview genommen hast. Einige kennen dich vermutlich bereits, aber stell dich doch bitte denen kurz vor, die noch nicht wissen wer Sandron ist. Was sollten die ESC Fans über dich wissen?

Hallo, ich bin Sandron. Ich bin 25 Jahre alt und ich komme aus Werne. Und was die ESC Fans über mich wissen sollten ist, dass ich ein sehr großes Interesse daran habe, einen geilen Song auf die Bühne zu bringen, geil abzuliefern, dass ich immer sehr ehrgeizig mit meiner Musik umgegangen bin und ich einfach Bock habe auf das nächste Jahr, da viel abzureißen. Das ist bei mir auf jeden Fall Hauptaugenmerk!

Das klingt nach jeder Menge Motivation. Würdest du dich auch so beschreiben? In drei Wörtern, wie ist Sandron?

Ehrgeizig, lebensfroh und liebevoll!

Lebensfroh ist schön zu hören, wenn man bedenkt, was dein Song „Galgen ruft“ thematisiert. Kannst du kurz beschreiben worum es in deinem Lied geht?

In meinem Song „Galgen ruft“ geht es in aller erster Linie um meine Erfahrung mit meiner Depression, die ich vor einigen Jahren gehabt habe. Aber auch darum, wie sich diese Depression verhalten hat. Wie sie ausgesehen hat. Was das mit mir gemacht hat. Dass ich mich auch in gewisser Weise mit dieser Depression angefreundet habe oder mich darauf eingestellt habe. Zum anderen geht es aber auch in dem Song darum, dass das ein Ventil für die Leute ist, die mit schweren Zeiten zu kämpfen haben, die manchmal nicht wissen, wie es weitergehen soll oder die auch vielleicht gar keinen Anhaltspunkt haben sich auf irgendeine Art und Weise auszudrücken. Der Song soll auch einfach ein Ventil für diese Leute sein, um vielleicht einmal das fühlen zu können, was diese Taubheit eigentlich ist.

Die Veröffentlichung des Liedes hat äußerst viel positives Feedback ausgelöst. „Was ein Brett!“, „Starker Song“, „Der muss zum ESC“, etc. waren überall zu lesen. Kritisch wurde jedoch stellenweise das Thema bewertet. Einige interpretierten den Text so, als würden Suizidgedanken im Zentrum stehen, was als „unpassend“ eingeschätzt wurde. Wie gehst du mit dieser Kritik und den damit verbundenen Zweifeln um?

Das war mir natürlich von vornherein klar, dass ich mit so einem Song polarisieren werde. Dass das natürlich auch zur Diskussion anregen würde, aber ich finde gerade, da psychische Krankheiten immer noch in der heutigen Gesellschaft so ungreifbar sind für viele Menschen, die glücklicherweise noch niemals auf sowas gestoßen sind, finde ich, dass man einfach dieses Tabu brechen muss. Dass man es vielleicht auch irgendwie greifbarer machen muss. Dass man dem Ausdruck verleihen muss, wie es ist und gerade am Anfang, wenn etwas Neues geschieht, wird es oft viele Leute aufregen, weil es einfach was Neues ist, aber ich glaube das gehört einfach dazu und ich glaube es ist super wichtig, dass das gemacht wird und gerade deswegen glaube ich auch, dass diese Kritik super wichtig ist. Dass die Leute sich aufregen, dass die Leute darüber diskutieren, weil nur so können wir dafür ein Bewusstsein schaffen.

Und das Bewusstsein dafür ist wirklich so wichtig! Toll, dass du vor solch schwierigen Themen nicht zurückschreckst! Aber bei all dem Lob für dich muss eine weitere Person auch gelobt werden. Marcel, der das gesamte Projekt ins Rollen brachte. Wie kam es zu deiner Zusammenarbeit mit ihm?

Ich habe Anfang dieses Jahres, am 20. Januar 2024 angefangen so eine Social Medial Marketing Kampagne zu starten, in dem ich jeden Tag mindestens ein Video auf TikTok hochgeladen habe, aber es sind meisten zwei, drei Stück gewesen. Und dann gabs, ich denke Mal so um den März herum, ein, zwei Videos die relativ viral gegangen sind und dann hat Marcel mich per Direktnachricht angeschrieben und hat mich gefragt, was ich denn davon halten würde, nächstes Jahr beim ESC anzutreten. Und so haben wir uns kennengelernt.

Und da hast du gleich „Ja“ gesagt. Großartig! Also Marcel, auch ein Lob an dich! Aber zurück zur ESC Teilnahme. Im besten Fall stehst du bald in Köln auf der Chefsache-Bühne, um dann dein Ticket nach Basel zu lösen. Was bedeutet dir eine ESC Teilnahme?

Die Teilnahme beim ESC bedeutet mir auf jeden Fall sehr sehr viel! Weil es natürlich, ja fast der Ausdruck ist von dem was sich jeder Musiker oder Sänger irgendwie seit Tag 1 wünscht und das ist natürlich vor vielen Leuten spielen zu können, vor vielen Leuten performen zu dürfen und natürlich auch eine gewisse Reichweite zu generieren und natürlich ist es mir umso wichtiger noch, mit meiner Musik einfach Leute inspirieren zu können, ihnen Ausdruck zu verleihen, vor allem deren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. So eine Art Sprachrohr zu sein, ich glaube, das habe ich in den letzten Jahren gelernt, dass das eigentlich so eine Art der Musik ist, so ein Attribut von Musik, was glaube ich mit eins der faszinierendsten Faktoren ist.

Hat Raabs Verkündung, zurück zu sein, euren Bewerbungsprozess verändert?

Also dass Raab zurück ist, hat glaube ich vor allen Dingen bei Marcel viel verändert, weil mit diesem gesamten Bewerbungsprozess hatte ich mich vorher noch nicht beschäftigt. Ich glaube Marcel war da um einiges mehr in der Materie drin. Vorher wars ja irgendwie beim NDR gewesen, jetzt hat Raab das Ruder in die Hand genommen und Marcel hatte auf jeden Fall schon angedeutet, dass er glaubt, dass das um einiges besser ist, weil es wohl in der Vergangenheit höhere Erfolgschancen gab für diejenigen die dann beim ESC angetreten sind. Also ich bin da auch sehr optimistisch und vor allem vertraue ich auch Marcels Meinung sehr, und von daher war es eigentlich nur vom Vorteil, die Entscheidung.

Ich selbst bin ja noch nicht ganz von Raabs Comback überzeugt, aber Aufmerksamkeit generiert es auf jeden Fall und letztendlich gibt ihm der bisherige Erfolg auch recht. Und Erfolg wünsch ich dir auch, für deine Bewerbung bei „Chefsache“ und hoffentlich auch beim ESC 2025! Danke für Das Interview!

 

Nachdem Dieter Bohlen Sandrons Stimme hörte, urteilte er: „Du bist der perfekte Kandidat für DSDS!“ – Ob er auch der perfekte Kandidat für den ESC ist muss sich noch zeigen! Was denkt ihr? Seht ihr Sandron schon auf der großen ESC Bühne?

Seinen Song „Galgen ruft“ könnt ihr u. a. hier hören:

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