Erst vergangenen Freitag wurden die Acts für den deutschen Vorentscheid „Unser Lied für Liverpool“ veröffentlicht und schon steht die ESC-Bubble Kopf. Während sechs Künstler (d, m, w) noch um den Platz in der Liveshow bangen müssen, sind acht bereits gesetzt. Anica Russo ist eine davon. Die in Berlin lebende Singer-Songwriterin ist erst 22 Jahre alt und ist trotzdem nicht ganz neu im Musikgeschäft. Mit 18 Jahren erhielt sie ihren ersten Plattenvertrag und konnte als Support von großen Namen wie Ariana Grande und Zoe Wees bereits Live-Erfahrungen sammeln. Ihrer 2018 erschienen Debütsingle „Progress“ folgte 2019 die EP „Felicity“. 2020 folgte das Debutalbum „Woke Up Dreaming“.
Anicas Vater stammt aus Kroatien, ihre Mutter aus Italien, sie selbst ist in der Nähe von Oldenburg geboren und aufgewachsen. Ihren Song „Once upon a Dream“, den sie mit finnischen Musiker schrieb, singt sie auf Englisch. Mehr europäische Vielfalt in einer Person ist kaum möglich. Eine ideale Voraussetzung für den Eurovision Song Contest, der unter dem diesjährigen Motto „United by Music“ Europa in einer Krisenzeit vereinen möchte. Und auch für Anica bedeutet der ESC ein Gefühl von Gemeinschaft und Freiheit, wie sie mir im Interview verraten hat. Außerdem spricht sie darüber, warum sie 2019 bereits fast beim ESC teilgenommen hätte und was „Sisters“ damit zu tun hat, welche Einflüsse ihre Musik prägten, warum sie „schön weinen“ noch üben muss und warum jetzt der richtige Zeitpunkt für eine ESC Teilnahme ist.
Liebe Anica, du bist unter den bereits gesetzten Acts für „Unser Lied für Liverpool“, wie kam es zur Bewerbung beim deutschen Vorentscheid?
Ich habe schon ein paar Jahre mit dem Gedanken gespielt, mich für den ESC zu bewerben, tatsächlich hätte es auch mehrmals eine Möglichkeit gegeben, so wurde ich damals gefragt, ob ich den Song „Sisters“ singen möchte.
Mein Herz hatte mich allerdings davon abgehalten. Mein Wunsch war es, mit einem selbstgeschrieben Song und einem Team anzutreten, mit dem ich mich zu 100% wohlfühle, der richtige Zeitpunkt würde schon kommen.
Als ich dann im September letzten Jahres mit zwei befreundeten Musikern aus Finnland im Studio war und wir uns leidenschaftlich über den ESC unterhalten haben, wusste ich, es ist soweit – an diesem Tag kamen die Ideen für den Song und das Gesamtkonzept und wir haben uns vorgenommen: „Entweder ganz oder gar nicht, jetzt geben wir alles!“ Und haben die Bewerbung für den deutschen Vorentscheid nach einigen Wochen an Produktion, Konzeption und Vorarbeit abgeschickt und gebetet, dass es klappt.
Und es hat geklappt. Worum geht es denn in „Once Upon a Dream“?
„Once Upon a Dream“ erzählt die Geschichte eines Mädchens, das mit Herausforderungen und Rückschlägen konfrontiert ist, aber dennoch ihre Träume weiterverfolgt und stets an sie glaubt.
Der Song soll ein Zeichen für Zielstrebigkeit und Hoffnung im Angesicht von Herausforderungen und Rückschlägen setzen.
Zum einen wollte ich eine Geschichte erzählen, die auch autobiographisch ist, sodass ich jedes Wort auf der Bühne mit echten Emotionen füllen kann – Andererseits habe ich versucht einen Song zu schreiben, mit dem sich viele, viele Menschen in ganz Europa und auf der ganzen Welt identifizieren können. Höre niemals auf an Dich und Deine Träume zu glauben!
Welche Musiker (d, m, w) haben dich und deinen Stil am meisten geprägt?
Genau fassen, kann ich das tatsächlich gar nicht. Wir sind damals jeden Sonntag in die Kirche gegangen, dort wurde viel gesungen.
Ich denke, dass mich aus diesem Grund Kirchenmusik immer begleitet und somit auch geprägt hat. Künstlerinnen, die meine Vision und Musik geprägt haben, sind zum Beispiel Miley Cyrus und Madison Beer.
Ich liebe es, Kontraste zu schaffen und dunkle Sounds (im Fall von „Once Upon a Dream“) „märchenhaft“ zu verpacken.
Hast du den ESC zuvor verfolgt und wenn ja, welche Erinnerungen verbindest du mit dem Event?
Den Eurovision Song Contest verfolge ich seit meiner Kindheit – der Tag im Mai hat sich mit der Zeit zu einem meiner Highlights des Jahres entwickelt.
Mit dem ESC verbinde ich zum einen einen wunderschönen und unterhaltsamen Abend mit der Familie, also auch eine unglaubliche Inspiration für mich als Künstlerin – die atemberaubende Bühne, die internationale und gemeinschaftliche Atmosphäre und Songs, die man wirklich nur beim Eurovision Song Contest hört. Für mich ist der ESC Kunst, Gemeinschaft und Freiheit.
Konntest du deine „Konkurrenz“ schon persönlich kennenlernen und wenn ja, wie liefen die Treffen ab?
Tatsächlich haben Will und ich sogar schon ein paar Songs zusammen geschrieben! Ich erinnere mich an eine Writing Session im letzten Jahr, in der wir beide über den ESC gesprochen haben, dass wir es nun beide in den Vorentscheid geschafft haben, macht mich richtig happy. Ich finde Wills Song einfach klasse!
Mit einigen anderen Künstlern schreibe ich im Moment super viel online. Ich freue mich so sehr, alle persönlich kennenzulernen!
Stell dir vor, Barbara hat gerade verkündet, dass du für Deutschland nach Liverpool fährst, wie reagierst du?
Ich glaube, dass ich ganz doll anfange zu weinen und dabei sehr witzige Fotos entstehen könnten. („schön“ weinen muss ich noch lernen 😀 ).
Aber da damit mein Lebenstraum in Erfüllung gehen würde, wäre mir das ganz egal, ich würde meinen Gefühlen einfach freien Lauf lassen.
Dein Video ist sehr ästhetisch gestaltet. Möchtest du das Bühnenbild im März ähnlich gestalten? Was erwartet uns?
Vielen lieben Dank! Oh ja, mein Ziel ist es, die Zuschauer mitzunehmen in eine märchenhafte Welt und sie eintauchen zu lassen in meine Geschichte, sodass sie wirklich „Teil“ davon sein können.
„Once Upon a Dream“ habe ich speziell für die Bühne geschrieben, mit dem Staging-Aspekt stets im Kopf, aber ich möchte nicht zu viel verraten, lasst euch überraschen!
Tatsächlich spürt man das, wie ich finde. Mein erster Eindruck, nachdem ich dein Lied zum ersten Mal hörte war „der Song wird live überzeugen.“ Und genau das wünsche ich dir für März. Eine tolle Live-Show, die dein Publikum berührt. Viel Erfolg und vor allem viel Spaß dabei!
Wer sich selbst von der Bühnentauglichkeit des Songs und der künstlerischen Qualität des Videos überzeugen will, kann sich „Once Upon a Dream“ hier anhören und ansehen: