Corona, Lockdown, Weihnachten ohne Familienstreit unterm Weihnachtsbaum. Die Liste der traurigen Meldungen der letzten Wochen ist lang, da freut sich der ESC-Fan natürlich über jeden Lichtstreif am Horizont und dieser kam kürzlich u. a. aus Frankreich. Das Land, das 2021 den Junior Eurovision für sich entscheiden konnte, hat nun die Finalisten im Rennen um das Ticket nach Rotterdam veröffentlicht. Unter dem Titel „Eurovision France, c’est vous qui décidez“ (dt.: Eurovision Frankreich – Sie entscheiden) soll im Januar 2021 der französische Vorentscheid für den Eurovision Song Contest stattfinden. Ich habe mir alle Beiträge angehört und angesehen. Eine Meinung dazu habe ich natürlich auch.
Philippine: „Bah Non“
Energetische und kraftvolle Nummer. Leider bleibt der Song bei mir nicht hängen.
LMK: „Magique“
Die Sängerin besticht mit einer klaren Stimme. Der Song hat einen tollen Wechsel im Tempo und Aufbau. Insgesamt eingängig, aber unterm Strich ist die Stimme für meinen Geschmack dann doch zu anstrengend.
Juliette Moraine: „Pourvu qu’on aime“
Mein erster Gedanke: Wunderschön! Mein zweiter Gedanken: Total verträumt. Der Song ist sehr Französisch. Zart und trotzdem kraftvoll mit gelungenem Aufbau, der sich in der Spannung steigert bis er sich kurz vor Schluss entlädt, um dann sanft zu enden.
Céphaz: „On a mangé le soleil“
Überraschende und gewöhnungsbedürftige Stimme. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Nicht unspannend, aber auch nicht überzeugend. Der immergleiche Hintergrundsound überzeugt mich ebenso wenig. Das „Lalala“ ist sogar recht anstrengend.
Casanova: „Tutti“
Zuerst das wichtigste: Sexy Typ. Das hat den Vorteil, dass man den Sound abdrehen könnte, wenn das nix wird. Aber auch da muss ich sagen: Ein schöner Song. Zum Mitwippen und Mitschnipsen. Gut für mein deutsches Mitklatsch-Musik-Herz. Seine Stimme ist nicht schlecht, aber auch nicht besonders stark, passt jedoch zum Song und der Art von Musik.
Barbara Pravi: „Voilà“
Sehr eindrucksvoll und ausdrucksstark. Wieder ein Lied, das sehr Französisch ist. Würde man mich fragen: „Wie stellst du dir einen Französischen Song vor?“, wäre meine Antwort: „So!“ Mit einer guten Inszenierung kann das ein Highlight werden. Als reiner Song überzeugt es mich nicht. Es wäre jetzt nicht in meiner Alltime-Playlist, aber als Live-Auftritt gefällt es mir sehr! Es fühlt sich ähnlich an, wie Portugal 2017. Auch hier war der Song nicht das Highlight, sondern das Gesamtpaket.
Andriamad: „Alléluia“
Ich bin eigentlich kein Fan von Mann-Frau Duetten. Die Liste der Peinlichkeiten ist lang, aber meine Top2 im Ranking um die Peinlichkeits-Trophäe sind Spanien 2018 und Aserbaidschan 2011. Aber ich muss sagen, das hier hat Stil. Der Auftritt hat jedoch in Sachen Choreographie etwas von einer Schulaufführung. Die Stimmen passen gut zusammen. Ein dezenter arabischer Touch zu Beginn, der hintenraus immer stärker aufgebaut wird, ohne albern oder unpassend zu wirken. Nicht schlecht.
Amui: „Maeva“
Sommer-Feeling im Stil von Marquess und Co. Das mag ich ja so gar nicht, nicht einmal im Sommer! Leider ist das alles zu ernst um albern zu sein und zu albern um ernst zu sein… Sorry, aber: mamamama NEEEE….
Ali: „Paris me dit (Yalla ya helo!)“
Spannender Anfang, sehr sphärisch. Ein interessanter Künstler. Leider ist der Song dann doch recht schwach. Ein paar elektro-Elemente lieblos aneinandergereiht. Da wäre ganz bestimmt mehr gegangen.
Terence James: „Je t’emmènerai danser“
Nette Stimme. Der Refrain ist mit seinen Wiederholungen unfassbar einfallslos. Hat schon jemand gezählt wie oft er den Titel des Liedes erwähnt? Erst dachte ich, dass das (nur) langweilig ist, aber es wird sogar recht ansträngend auf drei Minuten.
21 juin le duo: „Peux-tu me dire ?“
Oh je, die haben Spaß und vor allem haben sie sich ganz doll lieb. Würg. Ich möchte meine oben erwähnte „Ich finde Mann-Frau-Duette schlecht und eher peinlich Liste“ um ein Duett erweitern. Warum strahlen die beiden denn so? Deren übertriebene „Uiuiuiuiuiui“-Gute-Laune sorgt bei mir für übertriebene „ohjeohje“-Schlechte-Laune.
Pony X: „Amour fou“
Ach wie witzig, da heißen die „Pony“ und dann packt denen Photoshop-Phillip ein Pony auf den Kopf. Voll kreativ und witzig und so. Hust. Ok, man könnte jetzt meinen, dass ich das Ganze nicht gut finde, aber: Der Song ist extrem gelungen. Toller Aufbau, geniale Stimmvariationen, ein spannender und auffälliger Sänger. Sehr modern, sehr interessant, sehr eingängig. Mit einer kleinen Portion Humor und trotzdem keine Lachnummer.
Wenn einer aus meiner Top 3 das Rennen machen würde, wäre ich sehr zufrieden. Aber fast alle Beiträge sind meiner Meinung nach eine Steigerung zu 2020.
Hören könnt ihr alle Beiträge hier: YouTube France
Was ist euer Favorit? Stimmt ihr mir zu oder seid ihr anderer Meinung? Lasst es mich wissen.