Top or bottom?

Bist du top oder bottom? Jeder der in seinem Leben schon einmal Gay-Dating-Plattformen genutzt hat, musste sich dieser Frage schon einmal stellen. Keine Angst, ihr müsst hier nicht Rede und Antwort stehen! Viel mehr frage ich mich, welche Songs schaffen es in meine Top 3 und welche werden von mir in die Bottom 3 verbannt. Was sind die Gründe dafür und haben die Proben Einfluss auf mein Ranking?

Platz 37 – Wellcome to the Eurovision Kitsch Contest

Mein Platz 37 und damit drittletzter ist ein Künstler, der das ganz und gar nicht verdient hat, aber bei dem Lied schüttelt es mich. Lieber Vasil, so sorry! Vasil ist ein toller Sänger. Er ist sympathisch und seine Leidenschaft für den Wettbewerb wurde im letzten Jahr mehr als einmal deutlich. Seine sensible und emotionale Art ist oft berührend, aber genau das ist mein Kritikpunkt: Angefangen beim Video. Diese Szene, in der er vorm eigentlichen Video sagt, dass er am Boden war als der Contest abgesagt wurde. Oh man, das war alles so schmalzig und schmierig, da wollte ich schon abschalten! Dann dieser Musical-Disney-Song und diese riesengroßen Gesten. Schrecklich ist gar kein Ausdruck! Und der Dotter-Moment, der zugegebenermaßen wirklich gut aussieht, setzt Vasil aber die Kitschkrone des Jahres auf. Darling you are the King of Kitsch!

Platz 3 – Meine Kurven gehören mir!

Den Anfang in meiner Top 3 macht Malta. Alina Stiegler fragte mich kürzlich, was ich nur an diesem Song so gut finde? Und ehrlicherweise konnte ich keine Antwort darauf geben. Und nun habe ich eine Weile darüber nachgedacht und zwar für mich eine Antwort gefunden, aber das erklärt lange nicht die hohe Platzierung in sämtlichen Voting- und Wettrunden. Ich persönlich denke, das ist mein „Er gehört zu mir“. Ich will dabei in einem Gayclub oder auf einem CSD die Hüfte schwingen wie Uku (dazu später mehr) und laut mitsingen. In der Hand ein kühles Getränk, dass ich an entsprechender Stelle hebe, nur um zu meinem Gegenüber zu sagen: „Boy, why you puttin’ that drink in my hand?
Think if I’m drunk then I’d give you a chance?“

Mir geht es hier nicht um den emanzipatorischen Charakter des Liedes. Die Botschaft transportierten Netta tausendmal stärker und authentischer. Das hier ist schlicht und ergreifend mein Party-Song. Ich will meinen Speck dazu schütteln und mich sexy fühlen! Danke Malta, danke Destiny!

Platz 38 – Shake ya ass, show me what you workin with

Uku ist ebenso schmierig wie Vasils Song. Eigentlich hätte er „Here I Stand“ singen müssen. Stattdessen hat er diesen belanglosen Popsong im Gepäck, der sich anhört, als hätten B-Liga-Boygroups den Song abgelehnt, weil er zu einfallslos ist. Dann dazu dieser aalglatte Sänger. Brrrrrrr… Da schüttelt es mich gleich erneut! Eigentlich finde ich Vasils Song noch schlimmer, aber im Sympathie-Duell hat er Uku um Längen geschlagen. Über Ukus xenophobe Äußerungen aus 2019 kann ich nicht hinwegsehen. Da hilft auch nicht diese wirklich putzige Szene aus dem Backstagebereich:

Er kann noch so schön den Hintern schwingen, ich bleibe dabei „Sashay Away!“.

Platz 2 – Darfs ein bisschen gelb sein?

Auf dem zweiten Platz meiner Liste landen The Roop! Ich bin einfach ein Fanboy. Die drei Bandmitglieder, die Energie des Tänzers und der Tänzerin, die Kostüme, die Choreographie, das Bühnenbild. Ich liebe, liebe, liebe es! Auch wenn ich glaube, dass „On Fire“ künstlerisch stärker war, finde ich „Discoteque“ auch als Song großartig. Aber während ich letztes Jahr auch das Lied ohne das Ganze drum herum auf einen Spitzenplatz gewählt hätte, benötigt der diesjährige Beitrag für meinen Geschmack tatsächlich das gesamte Konzept. Hier schlägt sich dann auch die Brücke zu Destiny. In The Roops Discoteque will ich zu „Je Me Casse“ tanzen und singen.

Platz 39 – „Tornike, I wanna skip you. I wanna skip.“

Tornike hat eine so grandiose und spannende Stimme und im letzten Jahr kam er mit einem verrückten, aber doch auch total interessantem Lied daher. Schaffte er es 2020 noch auf meinen siebten Platz, wurde er im Laufe der letzten Tage in meiner Liste immer weiter durchgereicht, bis er auf dem traurigen letzten Platz landete. Das Lied ist textlich eine Katastrophe: „Sunshine, I wanna touch you. Wind blow, I wanna see you. I wanna touch. I wanna see.“ Ernsthaft? Muss ich mehr dazu sagen? Dazu eine Melodie, die es mir fast unmöglich macht, die Augen offen zu halten. An all diejenigen, die Schlafstörungen haben: Dieser Song hilft euch ganz sicher dabei, einzuschlafen! Und ein riesiger Vorteil im Vergleich zu Schlaftabletten: „You“ macht definitiv nicht abhängig!

Platz 1 – Trommelwirbel und Bühne frei für meine Nummer 1

Nach den Hüftschwingern aus Malta und Litauen muss meine Nummer 1 ja wohl der absolute Knaller sein. Ein Song, der vor Lebensfreude und Glück nur so strotzt! Ein Künstler, der für „Happy“ steht wie kein anderer: Gjon’s Tears! Ja ok, es ist ein krasser Downer nach Malta und Litauen, aber Gjon’s Tears hat eine unglaubliche Stimme und er kann sie auch live einsetzen. Das ist kein Studio-Chichi, das ist ein wahres Talent! Seine Musik ist definitiv, keine Musik die ich privat höre und dafür, dass er sowohl im letzten als auch in diesem Jahr von mir den Spitzenplatz erhielt, höre ich seine Lieder vergleichsweise selten, aber ich weiß, wenn ich ein Konzert von ihm besuchen werde (und das werde ich ganz sicher tun!) werde ich vom ersten bis zum letzten Ton Gänsehaut haben! Seine Musik ist nichts für zwischendurch. Nichts was man beim Putzen oder Autofahren hört. Das ist Kunst, die man mit voller Konzentration genießen will und das könnte beim ESC seine große Stärke sein. Ein Conchita-Moment. Denn mal ehrlich, „Rise like a Phoenix“ ist sicher auch nicht in eurer Hot Rotation und trotzdem ist es ein Meisterwerk, das zurecht gewonnen hat. Diesen Erfolg wünsche ich Gjon’s Tears auch.

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