Ein weiteres Kapitel im Drama des ESCs 2019 lieferte Rumänien beim Vorentscheid. Mit dieser Siegerin hatte wohl keiner gerechnet, außer die Fachjuroren, denn nur sie haben den Sieg ermöglicht. Ester Peony konnte das Publikum mit ihrem Titel „On A Sunday“ nicht überzeugen und dennoch wird sie ihr Land in Tel Aviv vertreten. Diese Wahl wirft Zweifel am rumänischen Abstimmungsverfahren auf. Anders, als bei den meisten Ländern wird hier die Publikumswertung nämlich nicht gleichberechtigt der Jurywertung gegenübergestellt, viel mehr bildete das gesamte Publikum gemeinsam einen weiteren Juror. Da fast alle Fachjuroren „On A Sunday“ mit der Höchstpunktzahl bewerteten, konnten die wenigen Punkte des Publikums daran nichts mehr ändern. Laura Bretan, die ganz klar Zuschauerliebling war, erhielt hingegen so wenige Jurypunkte, dass die zwölf zusätzlichen Votingpunkte nicht reichten, um sie an die Spitze zu hieven, stattdessen landete sie auf dem undankbaren zweiten Platz. Wären alle Jurypunkte zu einer Wertung zusammengefasst und dann gleichberechtigt mit den Zuschauerpunkten verrechnet worden, würde Laura statt Ester nach Tel Aviv fahren. Obwohl es nicht das erste Mal in der Geschichte des ESCs so war, dass eine Jury das Publikum überstimmte, wurde Kritik am Verfahren geäußert. Aber damit nicht genug. Weil sich die Verliererin vor einigen Jahren öffentlich gegen die Ehe-für-alle stark machte, wurden Stimmen laut, die behaupten man habe ihren Sieg verhindern wollen. Insbesondere zwei Blogger des beliebten Wiwibloggs stehen hier im Fokus der Kritik, weil auch sie Ester 12 Punkte gegeben haben und für Laura hingegen nur sehr wenige Punkte übrighatten. Natürlich ist es fragwürdig, wie gleich zwei Blogger desselben Bloggs Teil einer so kleinen Fachjury sein können, die darüber hinaus vielleicht besser aus Musikprofis bestehen sollte, aber ihnen ein Abstrafen einer Künstlerin für früher geäußerte Meinungen zu unterstellen, geht dann doch etwas weit. Ich bin den beiden auf jeden Fall dankbar, dass sie dieses grauenhafte Lied verhindern konnten, obgleich mich die Alternative auch nicht umhaut.
Esters Lied ist nicht schlecht, aber es fehlt leider das gewisse Etwas. Die drei Minuten werden mit sehr eintönigen Klängen gefüllt. Beim ersten Hören hatte ich das Gefühl, das Lied ist zu Ende, bevor es richtig angefangen hat. Und diese Wohnzimmeratmosphäre, die auf ein elegantes rotes Outfit trifft, ist für mich leider auch nicht wirklich stimmig. Regen und Blitze unterstreichen dann noch die einsam leidende Frau, deren Beziehung unglücklich endete. Mein Fazit: ganz nett, aber nicht mehr.
Und hier der Auftritt der zweitplatzierten Laura Bretan: