Bulgarien gehört zu den Ländern, die nach der ESC Absage am Act festhalten werden. Gute Entscheidung, denn Victoria ist nicht nur eine gute Sängerin, sie hat auch eine tolle Ausstrahlung, Starpotential und kommt in Fankreisen auch unfassbar gut an. Jetzt heißt es jedoch, den passenden Song zu Finden. Victoria hat dazu nicht weniger als sechs Lieder inkl. Videos veröffentlicht. Auch das ist sehr clever, denn mehr Werbung kann man kaum für ein kommendes Album bekommen.
Abwechslung trotz Eintönigkeit
Nun sind sie seit gestern alle online, die potentiellen ESC-Songs für Bulgarien. Obwohl der Mainstream und die aktuell angesagte Musiklandschaft aus allen Poren trieft und einfach jeder Song einem Victorias Stil ins Gesicht schreit, ist die Auswahl doch gar nicht so eintönig.
Für mich gibt es auch gleich zwei Spitzenreiter, die ich beide gerne auf der Bühne sehen würde. Ganz klar ist für mich, dass Bulgarien es im Jahr 2021 nicht nur mit einem Song in meine All-Time-Playlist schaffen wird.
Zwei Favoriten und drei Verlierer
Obwohl mir musikalisch gesehen ausnahmslos jedes Lied gefällt und ich persönlich diese Art von Musik rauf und runter höre, gibt es aus eurovisionärer Sicht für mich drei Verlierer-Nummern. Dazu zählt „Growing up is getting old“. Dabei handelt es sich um ein sehr ruhiges Lied, bei dem Victorias Stimme zwar sehr gut zur Geltung kommt, die aber unterm Strich etwas eintönig und langweilig daherkommt. Als Album-Track ein toller Song, der leider erst im letzten Drittel mit Abwechslung auftrumpft. Dann wird das Instrumental voluminöser und setzt zum Schluss komplett aus, sodass Victoria in einer Art Sprechgesang die letzten Worte in unsere Ohren haucht. Großartig gemachter Pop, der jedoch meiner Meinung nach nicht so Bühnentauglich ist, wie andere Lieder.
Auch „Imaginary Friend“ ist in meinen Augen eher schwach, obwohl auch dieser Song meinen Musikgeschmack trifft. Mir gefällt der Wechsel zwischen schnelleren, einsilbigen Parts und den langgezogenen Tönen. Insgesamt ist die Nummer eine, bei der meine Gedanken in verschiedene Richtungen davonschweifen. Leider verliere ich dabei dann die Konzentration auf den Song. Ein Lied, das zum Träumen einlädt ist zwar schön, aber eher ungeeignet für den ESC.
Mit „Dive into Unknown“ hat Victoria ein Lied produziert, dass recht bei mir sofort Erinnerungen an ihren 2020 Song ausgelöst hat. Aufbau, Inszenierung, Emotionen, Atmosphäre, all das ist verdammt nah an ihrem Vorgängerstück. Das ist zwar nicht schlecht, denn es hat ja bereits im letzten Jahr für positives Feedback gesorgt, aber es ist mir persönlich dann einfach zu nah an „Tears getting Sober“.
Auffälliger und eingängiger ist dann schon „The Funeral Song“, der sicherlich auch spektakulär inszeniert werden könnte. Aber dennoch wäre er nur meine Nummer drei, da mir die Elektrobeats hier nicht so stimmig erscheinen.
Zwei Welthit-Songs
Im Gegensatz zu meinen beiden Gewinnerliedern, die mir beide vorzüglich gefallen.
„Ugly Cry“ und „Phantom Pain“ lösen beide bei mir absolute Billie Eilish Vibes. Die Beats, die Stimme, die Attitüde. Einfach alles daran erinnert an Billie Eilish, die so oft als Gütesigel für gute Musik herangezogen, aber meiner Meinung nach nie erreicht wurde. Victoria gelingt es jedoch, den extravaganten und so modernen Stil dieser Ausnahmekünstlerin zu kopieren ohne eben wie eine billige Kopie zu wirken. Beide Lieder sind hochkarätig produziert und treffen den aktuellen Zeitgeist wie bisher kein anderer ESC Song. Beide Lider hätten meines Erachtens das Potential dazu Welthits zu werden. Mit welchem Song sie dann im Mai auf der Bühne stehen wird, entscheidet sich im März.
Was sind eure Favoriten? Wie bewertet ihr die Auswahl? Wie schätzt ihr Victorias Chancen ein? Lasst mich an euren Gedanken teilhaben, hier oder über meine sozialen Netzwerke.